St. Peter-Ording, wo ich das Meer suchte

St. Peter-Ording, wo ich das Meer suchte

Eigentlich darf ich es nicht laut sagen. Eigentlich darf ich es überhaupt nicht sagen.
Wisst ihr wie das ist, wenn man in einer Stadt lebt, aber selbst noch nie die hauseigenen Attraktionen abgeklappert hat?
So ging es mir auch. Sechs Jahre habe ich in Schleswig-Holstein gelebt, aber es brauchte erst die die Hiobsbotschaft, dass ich bald von dort wegziehen würde, um endlich einmal an die Nordsee zu fahren. Dort war ich nämlich noch nie. Zumindest nicht bewusst. Es gibt da diesen einen Familienurlaub, noch bevor ich mir Erinnerungen merken konnte und es gibt da dieses eine Bild von meinen Brüdern und mir, wie wir am Strand ohne Meer stehen und von der Sonne silhouettiert werden. Es ist eines meiner Lieblingsbilder und ich wünschte, ich könnte mich an diesen Moment erinnern.

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Da ich also nur so halb an der Nordsee war, musste ich bisher immer verschämt die Schultern hochziehen, wenn es um das heikle Thema Nord- oder Ostsee? ging, denn ich kannte ja nur die eine! Übrigens finde ich es richtig schade, dass die Nordsee nicht mehr, wie zu Störtebekers Zeiten, Westsee heißt. Ich finde, dieses Wort hat so etwas…dramatisches!

Als ich vor 6 Jahren nach Schleswig-Holstein zog, dachte ich immer mal wieder: Hey, man könnte ja mal an die Nordsee fahren, nach Sankt Peter zum Surfcup oder nach Sylt oder … doch lieber an die Ostsee! Einmal bin ich sogar bis nach Husum vorgedrungen, jedoch nicht über den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt hinausgekommen.
Und als dann dieser plötzliche Job-Wohnort-Bundesland-Wechsel bevorstand, wurde daraus eine jetzt-oder-nie-Sache. Ich setzte mich also an einem Sommermorgen im Juli in mein Wägelchen und fuhr mit 3 Lomo-Kameras an Bord gemütlich die Landstraße nach St. Peter-Ording längs.

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Obwohl an diesem Tag kein besonderes Event anstand, waren die Parkplätze gerappelt voll. Wer gar nicht erst in die Ortschaft hineinfahren will bzw. nicht lange suchen möchte, kann gleich die erste Abfahrt zum Naturparkplatz nehmen, nämlich zum Strandparkplatz – dort dürfte Platz genug sein!
Ich fand etwas abseits die gefühlt letzte freie Parklücke und war froh, als ich endlich den Deich sichtete (es war ganz schön heiß an diesem Tag). Als Ostsee-Kind lernt man nämlich folgende Regel: Parkplatz-Deich-Meer! Aber als ich mich mit einem Hecheln und einer scheuernden Blase am Zeh den beton-artigen Deich hinaufzog, musste ich mit einem echten Staunen feststellen, dass weit und breit kein Meer zu sehen war! Das lag nicht etwa an den Gezeiten, sondern an der natürlichen Graslandschaft, die (zumindest an dieser Stelle) noch zwischen Deich und Strand lag. Wie sonderbar!

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Ein Blick nach rechts und links verriet mir, dass ich genau in der Mitte von zwei Strandabschnitten aufgelaufen war (typisch!) und dass es jeweils nochmal 10 oder 20 Minuten Fußmarsch zu den Promenaden sein würde. Insgesamt gibt es übrigens 5 Strandabschnitte, die man hier sehr gut einsehen kann. Dort angekommen (ich entschied mich für die Badestelle „Bad“), versorgt man sich am Anfang der Seebrücke am besten noch schnell mit einem Fischbrötchen, denn von dort aus ist es bis zum Meer tatsächlich noch ein ganz schönes Stück! Wer wie ich als Standardfischbrötchen immer den Bismarckhering nimmt, sollte sich erstmal das vielfältige Anbot anschauen – dem Krabbenbrötchen konnte ich jedenfalls nicht widerstehen!

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Und dann geht es los! Aber wo ist nur das Meer?

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Ein Blick unter die Seebrücke lohnt sich (auch wenn sich sonst scheinbar niemand dorthin verirrt).

Ich muss gestehen, dass ich mich auf meinen ersten richtigen Besuch an der Nordsee null vorbereitet hatte. Über St. Peter-Ording wusste ich nichts, was nicht auch damals in Gegen den Wind gezeigt wurde – und das waren meistens die beiden ‚Sunnyboys Nick und Sven‚ auf dem Surfbrett. Vor allem hatte ich keine Gezeiten-Zeiten im Kopf und da das Meer so weit weg schien, musste ich kurz innehalten und mich wirklich fragen, ob ich hier ohne weiteres einfach barfuß flanieren konnte, vor allem weil der Strand so breit ist, dass sich die Touristenmengen von der Promenade hier ganz schnell zerlaufen. Ich beschloss einfach, mich nicht zu weit vom Stelzenrestaurant Arche Noah zu entfernen oder mich notfalls im Toilettenhäuschen, das ebenfalls auf Pfählen steht, zu verschanzen. Wer ruhigen Gewissens an der Meerlinie entlang laufen möchte, schaut sich am besten vorher den Gezeitenplan auf der Website von St. Peter-Ording an.

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Wenig später entdeckte ich dann die Strandkörbe, die ganz harmlos auf Sandboden standen (es gibt auch welche auf Pfahl-Plattformen) – Sandboden, kein Watt, also war ich wohl auf der sicheren Seite!

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Was ich sehr süß fand, war die kleine Kabine auf der Seebrücke, in der man anscheinend nach oder vor dem Füßewaschen (oder ohne) kurz Unterschlupf finden kann. Damit der Wind nicht so stark hineinpustet, gibt es sogar Plastikfenster.

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St. Peter-Ording ist wie gemacht für alles Lomohafte: X-Pro, Doppelbelichtungen, ‚Plastikkameras‘ mit Weitwinkel… ein Lomo-Bilderbuch! Alles sieht hier so wunderbar unendlich durch die Linse aus, während die Horizontlinie wie ein Pfeil durch die Aufnahmen schießt.
Ich liebe Horizonte!

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Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich mir St. Peter-Ording insgesamt etwas maritimer, etwas wildromantischer vorgestellt habe, woran Ralf Bauer und Hardy Krüger jr. sicherlich nicht ganz unschuldig sind. Keine Frage, an den Stränden und den Promenaden stellt sich dieses Gefühl der Weite und der nordischen Gelassenheit sofort ein und man muss ersteinmal kräftig durchatmen, sobald man dieses Panorama aufs Korn genommen hat. Der Rest des Örtchens und vor allem die Architektur kam mir dagegen etwas schroff und kantig vor, aber vielleicht war ich auch einfach nicht an den richtigen Stellen. Die Pfahlbauten haben natürlich ihren ganz eigenen Charme und strotzen vor Einzigartigkeit; schon allein deshalb muss man diesen Ort unbedingt mal gesehen haben.
Besonders toll anzusehen war der Strand von St. Peter-Ording übrigens im Sonnenuntergang. Keine Überraschung, denn: Im Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sieht wirklich alles wunderschön aus, hieß es letztens in der Neon. Aber St. Peter-Ording sah darin einfach noch ein klein büschen schöner aus, sehnsuchtsschön.

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Ahoi!

Alle Bilder wurden mit einer LC-Wide und einem Kodak EliteChrome 100 aufgenommen und anschließend cross-entwickelt (X-Pro).

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28 Comments
  • Fee ist mein Name
    Posted at 12:55h, 08 September Antworten

    Hach! Ich komme gerade von einem Kurttrip nach SPO zurück und hatte tatsächlich nur die Spinner mit. Das bereue ich jetzt ein bisschen. Oder sagen wir: Ein bisschen viel :)!

    • Lomoherz
      Posted at 22:55h, 08 September Antworten

      Iwo, dafür hatte ich nix digitales mit 😉 Die Spinner hätte ich allerdings auch gerne dabei gehabt! Wart ihr auch in “Bad”? Bin gespannt auf die Endlos-Bilder!

  • paleica
    Posted at 13:35h, 08 September Antworten

    und nochmal so viel liebe! und ein kleines kopfschütteln: dass du davor nie an der nordsee warst! ich würde da sooo gern mal hin, aber von wien aus ist das schon etwas schwieriger 😉 allerdings kenne ich es gut, dass man irgendwie das nie macht was man eh immer vor der haustüre hat. jaja. einfach wunderbare bilder, strand ist sowieso lomo pur 🙂

    • Lomoherz
      Posted at 22:59h, 08 September Antworten

      LIEBEn Dank! 🙂 Ja, nicht? Ich hab ja schon selbst immer mit dem Kopf geschüttelt 😉 Eine Freundin aus Österreich hat es sogar noch vor mir geschafft, hihi.
      Das stimmt, Strände sind richtige Lomofans, allerdings gibt es in SPO einfach ein paar mehr Motive zum doppeltbelichten, crossen … das hat echt Spaß gemacht!
      Schöne Meer-Grüße!

      • paleica
        Posted at 07:29h, 09 September Antworten

        das glaube ich dir! ich bin so neidisch, dass es menschen gibt, die das direkt vor der haustüre haben. am meer leben, das stellt man sich als städter so besonders idyllisch vor 🙂

  • trashpilotin rueckenwind
    Posted at 17:59h, 08 September Antworten

    Yuchu, Danke für die schönen Bilder Conny, jetzt freu ich mich noch mehr auf nächste Woche! Mal sehen ob ich Ralf Bauer treffe <3

    • Lomoherz
      Posted at 23:03h, 08 September Antworten

      Hihi eigentlich war der Post erst Ende September geplant, aber als ich hörte, dass du auch bald dorthin fährst, musste ich ihn einfach vorziehen, zur Einstimmung! Dort wird es dir bestimmt gefallen und wenn du RALF triffst, dann bitte ihn doch bitte bitte noch mal in seinen neon-orange-blauen Neoprenanzug zu schlüpfen 😉 Auch wenn ich früher im Team Sven war, hehe.

  • Jessica
    Posted at 14:42h, 09 September Antworten

    Ich sehe deine Bilder und hab die Musik von Gegen den Wind im Kopf 😉 Jetzt fühle ich mich wieder wie früher und himmel Surfer an *g* Danke für die schöne Auszeit und die Erinnerungen! Aber ich kann es kaum glauben, dass du vorher noch nicht an der Nordsee warst….aber an der Ostsee ist immerhin immer das Wasser da! Nordsee ist für mich immer ein Ziel im Winter, am besten wenn es richtig kalt ist und schneit. Das mag ich 😉

    Liebe Grüße, Jessica

    • Lomoherz
      Posted at 19:31h, 21 Mai Antworten

      Jaaaa, der geniale Soundtrack zu Gegen den Wind! Ach, das waren noch Zeiten… 😀
      Ich glaube, ich habe nie aufgehört, Surfer anzuhimmeln 😉
      Ohja, die Nordsee kann ich mir im Winter auch richtig gut vorstellen! Wenn alles still und kalt und klar ist! Das schreibe ich mir direkt auf die Bucket-List!
      Viele Grüße!

  • Jürgens Fotobox
    Posted at 00:46h, 10 September Antworten

    Für mich aus dem tiefen Süden IST so ein Besuch am Meer immer etwas besonderes und ich liebe diese Stelzenhäuser. Ich hoffe wohl, du hast deinen Ausflug genossen.

    • Lomoherz
      Posted at 15:23h, 14 September Antworten

      Das habe ich, sogar mit Blasen an den Füßen! 😉 Nein, ich bin richtig froh, dass ich diesen Ausflug noch spontan gemacht habe, und am Strand läuft man ja eh barfuß….

      Schöne Grüße!

  • gardaseepur
    Posted at 17:34h, 12 September Antworten

    oh wow ……was für schöne Bilder !

  • frutina
    Posted at 14:27h, 14 September Antworten

    beautiful pics!

    • Lomoherz
      Posted at 15:25h, 14 September Antworten

      Ďakujem! (is that correct?;)

      • frutina
        Posted at 00:53h, 21 September Antworten

        no no, that’s polish i think 🙂 we (slovenians, and also other balkan nations) say hvala 🙂

        • Lomoherz
          Posted at 19:29h, 21 Mai Antworten

          Haha, thanks for the Update! Hvala then! (Which is a lot nicer;)

  • Andrea
    Posted at 15:07h, 16 September Antworten

    Toll – vielen Dank. SPO – mein Lieblingsort – nirgendwo ist es schöner

    • Lomoherz
      Posted at 17:20h, 16 September Antworten

      Ich fand es auch sehr schön dort! Lieben Dank fürs Vorbeischauen und Kommentieren und bis zum nächsten Mal in SPO 🙂

  • Monika
    Posted at 21:49h, 17 September Antworten

    Sooo tolle Bilder! Danke, dass ich sie ansehen kann!

    • Lomoherz
      Posted at 23:24h, 17 September Antworten

      Ich danke – für den Besuch und den schönen Kommentar!

  • Eva
    Posted at 17:16h, 24 September Antworten

    Diese Bilder sind mal wieder so traumhaft schön. Urlaub und Ruhe und Entspannung pur, man verliert sich total. Ich kann mir gar kein Lieblingsbild aussuchen. Das geisterhafte Toilettenhäuschen auf Stelzen ist toll. Und dein Gesicht in der Drei des Strandkorbs – wie zum Geier schafft man denn sowas Tolles? 😉
    Liebste Grüße an dich
    Eva

    • Lomoherz
      Posted at 19:28h, 21 Mai Antworten

      Hihi, das Geister-Toilettenhäuschen hat sich zu einem Favoriten gemausert…ausgerechnet 😉
      Das mit der Doppelbelichtung ist ganz einfach. Die Drei im Strandkorb ist die dunkelste Stelle im ersten Bild und daher taucht das drübergelegte Bild dort am stärksten wieder auf. Nagut, ein wenig Glück gehört auch immer dazu…ich hätte meinen Kopp auch 3 cm weiter nach links halten können, und schon wär es nüscht geworden 😉
      Im Blog gibt es eine Extra-Seite mit Doppelbelichtungstipps: http://www.lomoherz.de/mx

      Dankedanke! Liebste Grüße zurück!

  • Pingback:Für 2015 muss erstmal ein Kalender her * | L o m o h e r z
    Posted at 20:00h, 28 November Antworten

    […] ich vor, einen Mix aus Mittelformatbildern für die einzelnen Monate auszuwählen, aber da der SPO-Post so gut ankam, wird es nun doch wieder ein bisschen regionaler übers Jahr. In ein paar Wochen werde […]

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    Posted at 16:35h, 06 April Antworten

    […] gebannt war, ging es endlich ans Eingemachte. Als ich letzten Sommer spontan einen Samstag in Sankt Peter-Ording verbrachte, machte ich mit der Diana dort die ersten Bilder für meinen Part des Film-Swaps. Anders […]

  • Pingback:Freebie: Ein ganzes Jahr St. Peter-Ording! - LomoherzLomoherz
    Posted at 19:48h, 06 April Antworten

    […] an euch ist schon längst kein Geheimnis mehr – ihr bekommt ein ganzes Jahr Sankt Peter-Ording zum Blättern, als Hintergrundbild oder oder … ! Damit möchte ich euch einfach Danke sagen: […]

  • Emmi
    Posted at 10:35h, 12 Juni Antworten

    Das ging einem Freund ebenso. Er lebte Jahrelang in Freiburg. Nach seinem Wegzug miete er sich eine Ferienwohnung in der Stadt, weil er während seiner Ausbildungszeit nicht einmal die Umgebung besucht hat. Mittlerweile pendelt er zwischen Freiburg und Sankt Peter-Ordnung.

    • Lomoherz
      Posted at 16:43h, 05 August Antworten

      Hallo Emmi,
      das beruhigt mich ein wenig, dass es nicht nur mir so geht/ging 😉
      Danke für diese Geschichte!
      Viele Grüße
      Conny

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