Das Buch im Film #8 – Von Frauen, Halbstarken und Robert Langdon

Buch im Film 8 Lomoherz

Das Buch im Film #8 – Von Frauen, Halbstarken und Robert Langdon

In den letzten Wochen gab es wieder eine wahre Flut an Ankündigungen, Produktionsupdates und Trailern von Filmen, die in ihrer ursprünglichen Form als Romane und Kurzgeschichten erschienen sind.

Die heutigen drei neuen Filmvorstellungen kommen noch in diesem oder nächsten Monat in die Kinos.
Weitere Bücher im Film findet ihr wie immer hier.

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# 1 Inferno

 

 

Professor Langdon ist zurück. Robert für Freunde.

Die Reihenfolge der Langdon-Filme ist ein wenig obskur, hat sie doch 2006 mit der Verfilmung The Da Vinci Code begonnen, das in der Bücherserie mit dem deutschen Titel Sakrileg erst an zweiter Stelle steht. Bestseller-Autor Dan Brown verfasste 2000 als ersten Teil Illuminati (Angels & Demons), das aber erst 2009 als Film in die Kinos kam.
Weiter geht es nun mit Inferno, dem 2013 erschienenen 4. Teil und der 3. Film. Das 3. Buch, Das verlorene Symbol (The Lost Symbol, 2009) hat man erst einmal übergangen, obwohl nach Erscheinen des Buches bereits eine Verfilmung angekündigt war.

Vom Gefühl und Look bekommt der neue Langdon dieses Mal ein bisschen mehr James Bond. Kryptologe Robert Langdon (Tom Hanks) ist im italienischen Florenz einem dunklen Geheimnis auf der Spur, das ihn auf den Pfad des legendären Dichters Dante Alighieri und dem ersten Teil seiner Göttlichen Komödie Inferno bringt. Erneut befindet sich Langdon im Wettlauf gegen die Zeit, denn der Menschheit soll schon bald eine eine Katastrophe verheerenden Ausmaßes drohen…

Inferno startet Mitte Oktober. Hanks weiblicher Counterpart nach Audrey Tautou (Amélie) und Ayelet Zurer (Man of Steel) wird dieses Mal Felicity Jones (Die Entdeckung der Unendlichkeit) sein. Regie führte wie in den anderen beiden Teilen auch Oscar-Preisträger Ron Howard (Im Herzen der See, A Beautiful Mind). Ich freue mich, dass es weitergeht!
(Notiz an mich: Pustefix Das verlorene Symbol-Buch (nach wie vielen Jahren?) zurückgeben.)
Einen traurigen Beigeschmack hat der Film allerdings: Er konnte nicht mehr von Arne Elsholtz, der deutschen Tom-Hanks-Stimme, synchronisiert werden. Der Mann mit der markanten Stimme, die so gut zu Hanks passte, seine Filme sogar auf Deutsch authentisch klingen ließ, ist im April dieses Jahres verstorben.

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# 2 Tschick

 

 

Tschick ist ein Trauerspiel. Vielleicht nicht die Geschichte selbst (obwohl Elemente der Tragödie enthalten sind), aber das ganze Drumherum. Autor Wolfgang Herrndorf schreibt und schreibt und schreibt. Bis ihm 2010 der ganz große Wurf gelingt. Tschick wird gelobt, geliebt und als mehrfach ausgezeichnetes Werk zur Schullektüre im Fach Deutsch ernannt. Keine zu unterschätzende Huldigung.
Wolfgang Herrndorf hat es endlich geschafft. Und bekommt im gleichen Jahr die Diagnose Hirntumor. Noch bevor ihn die Krankheit zu einem Menschen macht, den er nicht mehr wiedererkennt, nimmt er sich 2013 das Leben. Er schreibt einen letzten Artikel auf seinem Blog Arbeit und Struktur, auf dem er das Leben mit der Krankheit hart angeht, dokumentiert und damit bis zum Schluss das bleibt, was er sein ganzes Leben lang war: ein Schreibender.

Jetzt kommt Tschick in die Kinos und der Film ist anderen Buchadaptionen um eine traurige Sache voraus: er wird niemals vom geistigen Schöpfer zerrissen werden. Aber auch niemals gelobt. Ob Wolfgang Herrndorf dieser Film gefallen hätte? Die Geschichte der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem 14-jährigen Außenseiter aus gutem, aber zerrüttetendem Hause und einem halbverwahrlosten russischen Späteraussiedler-Jungen verspricht auf jeden Fall viel Stoff für große Leinwandmomente. Persönlich freue ich mich auf ihren Roadtrip in dem gestohlenen Lada Niva, ein heimliches Lieblingsauto von mir.
Regie führte der großartige Fatih Akin (Gegen die Wand, Soul Kitchen), Filmstart ist der 15. September.

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# 3 Certain Women

 

 

Als ich den Trailer zu Certain Women sah, wusste ich es gleich. Der Film, oder zumindest Szenen aus dem Trailer wurden in Montana gedreht.
Ich weiß, es gibt zig Staaten in den USA mit ähnlicher Vegetation und Landschaft. Allein die Rocky Mountains ziehen sich durch 5 weitere US-Bundesstaaten und auch durch den Westen Kanadas, von der gesamten Gebirgskette, den Kordilleren, mal ganz abgesehen. Aber nirgendwo sehen sie so aus wie in Montana, ich schwör’s. (Ich habe handfeste Vergleiche aus New Mexico und Alberta;)

Der Shot in der 20. Sekunde sieht aus wie eine Erinnerung, als wäre ich morgens mit einem heißen Becher Cocoa und einer Decke auf unsere Terrasse in Hamilton hinausgegangen und würde auf die Berge starren:

Drehort ist unter anderem Livingston, eine nordwest-amerikanische Kleinstadt wie aus dem Lehrbuch, keine halbe Stunde von Bozeman entfernt.
Im Volksmund nennt man Montana auch Big Sky Country, weil der Himmel hier überall größer erscheint. Jeder Bundesstaat hat so ein Alleinstellungsmerkmal, einen Spitznamen, aber Montana ist wahrlich einzigartig, naturgewaltig und hielt schon für Filmpoeten wie The Revenant (DiCaprio), Aus der Mitte entspringt ein Fluss (Pitt), Der Pferdeflüsterer (Redford) und Am Wilden Fluss (Streep) her. Die ersten drei Filme beruhen übrigens (zumindest in Teilen) ebenfalls auf Romanen.

Certain Women sind im Original Kurzgeschichten von Maile Meloy. Der Film portraitiert das Leben dreier Frauen in jener Kleinstadt und begleitet Wirrungen, Herausforderungen und das unvermeidbare Aufeinandertreffen der von Grund auf unterschiedlichen Protagonistinnen.
Der Film von Kelly Reichardt hat sehr gute Kritiken erhalten und startet im Oktober hoffentlich auch in ausgewählten deutschen Kinos.
Übrigens: Michelle Williams (Brokeback Mountain, Shutter Island, Dawson’s Creek), eine der Hauptdarstellerinnen aus Certain Women, ist in Montana aufgewachsen.

 

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Das Titelbild ist mit der analogen Kamera Perfekta auf einem Lady Grey 400 Film entstanden.

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