Der Sommer, in dem es zu schneien begann

Der Sommer, in dem es zu schneien begann

Dieser Post ist der Auftakt einer neuen Reihe, die ich Slow Read oder: Lomoherz liest genannt habe. Lesen liegt zwar fernab der analogen Fotografie, ist aber neben knipsen und baden und lachen eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Warum Slow Read? Weil ich eine unglaublich langsame Leserin bin und daher keine besonders hohe Bücherquote pro Jahr habe. Und wenn ich meine 12-Monats-Bücher schon an zwei Händen abzählen kann, dann sollten sie sich wenigstens gelohnt haben. Wenn es euch ähnlich geht – oder vielleicht seid ihr ja auch schnelle Leser/innen, könnt euch aber nicht so viel Zeit fürs Lesen nehmen – dann findet ihr die kleine Auswahl an (meiner Meinung nach) guten Büchern in dieser Wust aus Neuausgaben vielleicht hilfreich. Vorausgesetzt wir haben den gleichen Geschmack 😉
Los geht’s mit…

Lucy Clarke:
Der Sommer, in dem es zu schneien begann (2015)

Auf den Punkt gebracht:

„Ich hätte dir gerne jeden einzelnen Winkel von Tasmanien gezeigt, weil ich weiß, dass du dich in die kleine Insel im Meer sofort verliebt hättest. Die Wahrheit ist aber, Eva, dass ich nie die Absicht hatte, mit dir dorthin zu fahren. Wie könnte ich?“ (S. 38)

Darum geht’s:

Abrupter kann das Schicksal kaum zuschlagen: Als Eva nur wenige Monate nach der Hochzeit ihren Mann durch einen Unfall auf See verliert, erstarrt sie vor Schmerz. Ihr gerade erst begonnenes Leben als glückliche Ehefrau soll schon zu Ende sein? Eva fühlt sich völlig allein in ihrer Trauer und reist nach Tasmanien, um Trost bei Jacksons Angehörigen zu finden. Doch so bezaubernd die australische Insel ist, so abweisend verhält sich Jacksons Familie. Warum nur wollen sein Vater und sein Bruder partout nicht über ihn sprechen? Auf Eva warten schockierende Wahrheiten, die sie zu einem schicksalhaften Sommer in der Vergangenheit führen – dem Sommer, in dem es zu schneien begann. [Amazon-Text]

Originaltitel:

„A Single Breath“

Für:

Leser/innen, die ihr Buch nach einer guten Geschichte am liebsten an die Brust drücken würden.

Von:

Lucy Clarke, die in dem Video unglaublich sympathisch von ihrem Buch erzählt. Studierte englische Literatur in Wales und ist seit ihrem ersten Roman „The Sea Sisters“ Vollzeit-Autorin, das Buch erschien in 10 Ländern. Auch schön: Sie ist mit einem professionellen Windsurfer verheiratet, mit dem sie ihre Liebe zu Meer und Reisen teilt. Noch schöner: Die Sommer verbringt sie an der Südküste Englands (s. Video, hach), die Winter in exotischen Ländern.

Ebenfalls mit dabei:

Der Piper Verlag

Kulisse im Buch:

„Meisterhaft entführt uns Lucy Clarke in eine atemberaubende Inselwelt mit rauen Felsküsten. Fast hat man das Gefühl, selbst in Tasmanien zu sein und die Insel zu erkunden – sowohl über als auch unter dem Meer.“ (The Sun)

Weitere Schauplätze: die wunderschöne Küste von Dorset und ein bisschen London.

Kulisse daheim:

Die konnte ich mir nicht aussuchen. Sobald ich ein paar freie Minuten hatte, musste ich dieses Buch zur Hand nehmen – egal wann, egal wo (Sofa, Bahn, Mittagspause, Herd…)

So fing es an:

Die Bücher-Plattform LovelyBooks veranstaltet jeden Monat eine Lese-Challenge zu einem bestimmten Buch. Im April wurde Der Sommer, in dem es zu schneien begann angekündigt, das ich daraufhin sofort lesen wollte. Mit ein bisschen Glück kann man das Leseexemplar zur Challenge gewinnen und ich hatte schönerweise ein bisschen Glück 🙂

So fühlt es sich an:

Wie ein Tag am Meer: schön gestaltete Broschur mit 400 Seiten.

Ich mag:

Den deutschen Titel, denn es gibt eine Auflösung dafür, eine bitter-schöne sogar. Den englischen Titel „A Single Breath“ finde ich im Kontext des Freitauchens auch nicht schlecht. Wenn man den Kontext allerdings nicht kennt, finde ich ihn auf den ersten Blick zu kitschig.

Die Verdachte und die schlimmen Vorahnungen, die man während des Lesens bekommt und dann gleich wieder verwirft, weil sie unmöglich scheinen… oder doch nicht?

Lucy Clarkes mitreißenden Schreib- und Erzählstil, inklusive Übersetzung.

Das Hin- und Her, die vielen Rätsel und Fragezeichen und dass man als Leser zwischenzeitlich selbst das Vertrauen zu einigen Personen verliert bzw. zu verlieren scheint.

Saul. Genau mein Typ.

Die Taten aus der Vergangenheit, dessen Konsequenzen bis in die Gegenwart (und Zukunft) reichen.

Die Location. Was für ein Traum.

Dass man das Buch nicht so einfach aus der Hand legen kann.

Das Dezembermeer vor Dorset.

Wie man sofort in dieses Buch eintaucht und nur schwer davon loskommt.

Das emotionale Kurvenspiel, die unerwarteten Wendungen, die (falschen) Fährten, die langsamen und erstaunlichen Auflösungen.

Die wenigen, aber intensiv gestalteten Charaktere.

Die „Zwischengedanken“ und den Gedanken der Hoffnung, der sich durch das ganze Buch zieht. Auch wenn er am Ende ein anderer ist.

Ich mag nicht so sehr:

Da gibt es nicht viel. An einigen wenigen Stellen finde ich Eva, die Hauptperson, etwas anstrengend, was in ihrer Situation aber eigentlich nachvollziehbar ist.

Zuerst mochte ich das Ende nicht. Mit ein wenig Abstand wurde mir aber klar, dass es nur so hätte enden können. Alles andere würde an dieser Stelle zu viel verraten.

Cover:

Ein tolles Zusammenspiel aus Farben, Schrift und Illustration. Hätte ich es in einer Buchhandlung gesehen, hätte ich es sofort hochgenommen. Die weiß-blauen Wellen ziehen sich auch über die Seitenränder. Bei den meisten Büchern finde ich diese Art von Druck ein bisschen zu viel des Guten, aber hier finde ich es gerade noch dezent schick. Das Buch kam verpackt in einer Papiertüte, ähnlich bedruckt wie der Buchumschlag, und bringt noch mehr sommerlichen Flair.

Potenzial zum Film:

Unbedingt! Schon beim Lesen hatte ich einzelne Szenen direkt vor Augen. Vor allem die Detailtreue der Autorin ließe sich atmosphärisch perfekt umsetzen, sogar fotografisch…hmmm.

Fazit:

Ein Buch, das mich schon auf den ersten paar Seiten gepackt und mitgerissen hat. Ich liebe die Details, die Verwirrung, die Entrüstung und die Spannung in diesem Buch. Und Tasmanien.

4 Comments
  • Paleica
    Posted at 11:44h, 13 Mai Antworten

    tolle kategorie, toll aufbereitet. das, was ich mit büchern auch immer machen wollen würde und dann trotzdem nicht tue. ich bin schnellleserin, aber mangels zeit ist meine jahresquote auch nicht besonders hoch. das klingt aber nach etwas, das ich mir im hinterkopf behalten wollen würde.

    • Lomoherz
      Posted at 16:39h, 16 Mai Antworten

      Find ich gut! Sobald man ersteinmal reingelesen hat, lässt einen das Buch nicht so schnell los 😉

      • Paleica
        Posted at 20:43h, 16 Mai Antworten

        habs mir schon für den kindle organisiert 🙂

        • Paleica
          Posted at 10:53h, 23 Juli Antworten

          …und auch schon gelesen 🙂 war eine sehr schöne geschichte!

Post A Comment

n/a