Buchumschläge aus Lomos basteln

Buchumschläge aus Lomos basteln


Lomography.de
hat vor ein paar Tagen einen Artikel von mir in der Kategorie Analogue Lifestyle veröffentlicht! (Yay 🙂

Inspiration dafür war folgender September-Aufruf:

Buchcover aus Lomographien – Wenn du die Cover deiner Lieblingsbücher mit Lomographien ausstatten könntest, welche würdest du nehmen? Wir sind neugierig!

Conny mag Lomos, Conny mag Bücher – Widerstand war also zwecklos. Hier fängt’s an:
(Text überspringen und gleich zu den Bildern? Einmal nach unten scrollen! 😉

Stellt euch vor, ihr betretet einen Buchladen, und auf den Büchern, die hier hochhaltet, würden leuchtende Lomographien prangen. Wäre die Welt nicht ein wenig schöner?

– Lomoherz und die Mediengestaltung, ein Versuch.

Don’t judge a book by its cover! Uh-huh, yap– oder doch nur so in etwa? Derjenige, der noch nie ein Buch näher betrachtet hat, weil ihm das Cover schon aus fünf Metern Entfernung zurief: Nimm-mich-hoch!, der werfe das erste Wort.

Ehrlich gesagt gefallen mir Buchcover im handgemalten Stil am besten. Der Geschmack von Apfelkernen von Katharina Hagena hat zum Beispiel so eins. Und ich muss weiter zugeben, dass ich bei Büchern, die flächendeckend mit Fotografien bedruckt sind, stets an glänzende Nora Roberts-Ausgaben denken muss…aber irgendwo muss es doch auch geschmackvolle Foto-Buchumschläge geben! Ah, da, im Bücherregal oben links. Die Taschenbuchausgabe von Michael Ondaatje’s The English Patient hat ein starkes schwarz-weiß Foto vorne drauf. Oder die Vintage Ausgabe von Ian McEwan’s On Chesil Beach – die gefällt mir auch gut. Und was die traditionelle Fotografie kann, kann Lomography bestimmt schon länger. Alanis Morrisette hat ein wunderbares Lomo-Cover auf ihrem neuen Album und vielleicht kommen ja bald mehr Künstler auf den Geschmack von digital-analoger Mediengestaltung.

So, jetzt aber zum Eingemachten: Was kommt zuerst? Bilder auswählen, Buchtitel überlegen oder beides gleichzeitig? Gar nicht so einfach zu koordinieren. Hatte ich anfangs vor, meine Lieblingsbücher neu zu gestalten, endet dieser Versuch mit Lomo-Covern von Büchern, die ich teilweise noch nicht mal in der Hand gehalten habe, geschweige denn den ersten Satz gelesen. Die Schuld gebe ich da mal meiner begrenzten Auswahl an Lomografien. Das Problem war nämlich, dass ich kaum Bilder fand, die wirklich ruhig sind. Und ich glaube, einen gewissen Ruhepunkt braucht jedes gute Cover, um das Auge des Betrachters ernsthaft, oder zumindest für ein paar Sekunden lang festhalten zu können. Ohne ihn schweift der Blick möglicherweise einfach über das Buch hinweg, hin zum nächsten, bis er etwas gefunden hat, bei dem er verweilen kann. Das heißt natürlich nicht, dass ein Ruhepunkt nicht auch pink sein kann, ruhig ist nicht gleich langweilig oder einfältig. Aber bei all den Covern, die sich vor lauter Originalität selbst übertrumpfen wollen, sind wir doch auch manchmal ganz glücklich über ein einfarbiges Buch mit einfachem Etikett, Titel gut lesbar. Oder?
Jedenfalls sind die Bilder, die jetzt tatsächlich als Lomo-Cover ‚verwurstet‘ wurden, größtenteils nur Ausschnitte, um den Betrachter nicht gleich zu überrumpeln (:

Also los!

Effi Briest, typische Deutsch-Lk Lektüre. Gefiel nicht besonders, typische Deutsch-Lk Reaktion.
Als vollromantisierte End-Teenagerin fand ich das Spektakel um Effis Liebhaber viel zu unspektakulär. Zack, und weg war er. Hm.
Vor ein paar Jahren kam dann die Adaption mit Julia Jentsch als Effi Briest in die Kinos und ich war die meiste Zeit peinlich berührt, was immer ein gutes Zeichen für Authentizität ist. Was mir aber wirklich imponiert hat, waren die Szenenbilder – egal ob zeitgemäße Inszenierungen im Studio oder echte Aufnahmen von Meer und Dünen. (Wer ebenfalls grandiose Kulissen mag, dem kann ich nur Poll empfehlen; ein Film, der in dieser Kategorie einen wahrlich atemverschlagenden Effekt hat.) Fest steht jedenfalls, dass mir erst jetzt aufgefallen ist, wie sehr mich dieses Lomo-Bild an die Strand-Szenen aus Effi Briest erinnert. Na gut, vielleicht gibt es keine Buhnen im Film?



Überredung

Persuasion – der heimliche Austen-Favorit. Im Gegensatz zu all den anderen Jane Austen Klassikern beginnt Überredung nicht mit einer jungen, naiven Heldin, dessen Wandel und Heiratswut wir beobachten. Stattdessen finden wir eine verlorene Liebe und eine Protagonistin voll Reue und Zweifel. Mit diesen Themen von Vergänglichkeit und ‚was-wäre-wenn‘ fällt es einem unweigerlich ins Auge, dass Austen diesen Roman erst in späteren Jahren geschrieben hat. Er wirkt fast ein bisschen autobiografisch und gleichartig bittersüß.

So, wie das Cover jetzt ist, finde ich es herrlich kitschig. Nicht, dass ich Austen als kitschig abtun würde, aber eine gewisse Chick-Lit Affinität im viktorianischen Stil klingt ja schon mit…




Die Frau des Zeitreisenden – die Geschichte ist eigentlich viel zu dramatisch und rührselig für dieses scheinbar harmlose Bild, aber das (Zeit-)Fenster und die Back-in-Time Atmosphäre passten einfach so wunderbar, dass ich nicht widerstehen konnte. Das olle Geschirrhandtuch unter dem Küchenfenster ist dagegen schon ein Klassiker. Und vielleicht hängt es ja sogar immer noch dort?




Mein Vater, der Zeitreisende sozusagen. In der einen Hand eine Flasche Rosenthaler Kadarka, in der anderen ein Éclair, oder Liebesknochen, wie man hier noch dazu sagt (nicht ein wenig anzüglich?). Hinter den Dünen wartet der Lada, aber es gibt keine Eile, nur den eingefangenen Wind in den Strandkörben und das schöne Mädchen mit der Kamera in der Hand – und die unerträgliche Leichtigkeit des Seins.




Das Cover zum Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand finde ich ziemlich genial, also, das Original meine ich. Und mit Lomo? Das Haus darauf steht in Potsdam, aber irgendwie erinnert es mich an Skandinavien, obwohl es nicht aus Holz und auch nicht rot ist. Aber es muss ja nicht immer das Klischee sein (auch wenn man das ein oder andere häufiger auf Buchcover sieht…).




Oh Gott, the Story of O. Hat es jemand gelesen? Ich nicht, aber es soll das Shades of Grey der 50er Jahre gewesen sein. Man munkelt sogar, dass es letzteres gar nicht ohne die Geschichte der submissiven O gegeben hätte, so einen dramatischen Effekt hat es angeblich auf die kommende Welle der erotischen Literatur gehabt.
Ursprünglich sollte das O für Orangenmädchen stehen, meinem Lieblingsbuch. Aber je mehr ich daran herumbastelte, desto schrecklicher und ungerechter wurde es. Und der dicke orangefarbene Buchstabe erinnerte mich ständig an diese verruchte Geschichte. Also wurde alles schwarz und die Füllung, das Orangenmeer, wurde zu einem Wintermeer.




Ehrlich gesagt habe ich keinerlei Bezug zu diesem Buch. Mir gefiel der Titel und mir gefiel, wie meine Großmutter dort im Spätsommer zwischen den Heuhaufen steht, mit der Hand in den Haaren. Ich glaube, sie ist auf dem Bild um die 30, was bedeutet, dass das Bild an die 60 Jahre alt sein muss. Meine Großmutter, meine Mutter, ich, Sommertöchter.




Die Tore der Welt
– naja, dieses Tor führt zumindest in meine Heimatstadt, einer Stadt am Meer mit weniger als 20.000 Einwohnern. Das Tor zur Welt? Ein bisschen.





Nachtzug nach Lissabon – oder auch nicht. Ginge es streng nach Bild würde der Titel Tageszug nach Catania lauten. Unglaublich, wie heiß es an diesem Tag war. Nachtzug nach Lissabon steht schon ewig auf meiner das-les‘-ich-bald Liste… oder ist es wirklich so quälend langweilig, wie einige behaupten?




Chemie des Todes – Irgendwie musste noch etwas grunge-verbrämtes daher, etwas absurdes, etwas Sarkastisches, ein wenig verspielt.




Und! Was es meiner Meinung nach viel zu selten gibt: horizontale Cover auf hochformatigen Büchern! Die Inspiration für Indigosommer habe ich von Karen Duwe’s Regenroman (was für ein unheimliches Buch) und ich mag den Effekt. Man hätte den Titel ebenfalls in Bildrichtung anlegen können, aber dann hätte es wahrscheinlich wie ein Kunstband ausgesehen. So eckt es gleich ein wenig an…
Außerdem macht es das Basteln mit Bildern im Querformat sehr viel einfacher (:





[Alle bunten und zeitnahen Lomobilder von Lomoherz. Alle Fotografien über 30 von diversen Familienmitgliedern (3 Stück, um genau zu sein).]

Mit ’nem Dankeschön an Fräulein Zonderbar.

– So, und ich schnapp mir jetzt ein hübsches reclam-Buch 🙂

Einen schönen Spaziergang durch den nächsten Buchladen,

Conny

P.S.: Jetzt, wo das Ende des Sommers nicht mehr aufzuhalten ist: Tipps für neue Lieblingsbücher?

6 Comments
  • Fee
    Posted at 15:44h, 27 September Antworten

    Finde ich gut! Habe ich ja schon auf Lomography.de kundgetan. Kann man aber nicht häufig genug sagen :)!

    • lomoherz
      Posted at 15:55h, 27 September Antworten

      Aaah, du bist das, hallo! Na dann jetzt ganz offiziell – Herzlichen Dank! 🙂
      Einen tollen Blog hast du da, werde ich gleich mal drin herumstöbern…

  • Anna-Lena
    Posted at 10:28h, 28 September Antworten

    Effi Briest und Nachtzug nach Lissabon gefallen mir besonders gut. Kann man die bei dir bestellen 😉
    Hab dich übrigens „Herzen“ wollen – ging aber nicht. Versuch’s später nochmal, so lange musst du dir eins im Sinn gutschreiben…

    • lomoherz
      Posted at 18:55h, 28 September Antworten

      Dankeschön fürs Herzen – auch bei technischen Störungen 🙂
      Ich muss zugeben, Effi mag ich auch am liebsten, chihi. Danke fürs Kompliment! Falls du eine Ausgabe besitzen solltest, kannst du dir gerne das Bild ausdrucken, zurechtschnippeln und draufkleben 😉 Obwohl…Lomoherz Verlag…klingt gar nicht so übel!
      Aber sag, bist du glückliche Gewinnerin zweier NZ-Flugtickets?

  • janina
    Posted at 10:37h, 30 September Antworten

    I didn’t understand a word, but I could see the wonderful lomo-photography that was used for those book covers. Fantastic! Any of them yours?

    • lomoherz
      Posted at 12:55h, 30 September Antworten

      Thank you so much, Janina! I appreciate your interest, even though this entry is in a foreign language (I am in constant conflict whether I should write a post in English or German…) But I can assure you that I didn’t make any unresearched guesses this time ;D
      The lomographs were taken by me, except for the three very retro-looking black & white photographs, which must have been taken by various other family members, for I had yet to come into the world 🙂 But anyway, I was just fooling around a bit, so you can’t buy any of the books in a store or anything…at least not with those covers 😉

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