How to: Lomography ohne Lomo-Kamera

How to Lomo ohne Lomo-Kamera Lomography Lomoherz

How to: Lomography ohne Lomo-Kamera

Achtung, es wird bunt!

Ab und an bekomme ich eine Mail mit der Frage, ob man auch ohne Lomo-Kamera lomografieren kann und ob das dann überhaupt noch Lomo ist?
Meine Antwort darauf lautet immer: absolut 🙂
Die Definition des Lomographierens (bzw. Lomografierens) – sofern es denn überhaupt eine gibt – ist recht breit gefasst und auf keinen Fall auf bestimmte (analoge) Kameras oder Filme beschränkt. (Digitale ‚Lomo‘-Apps finde ich meistens nicht gelungen und zählen hier nicht mit rein.) Wenn man also gerade keine urtypische Lomo-Kamera wie die LC-A oder Diana zur Hand hat oder sich erstmal ausprobieren will, kann auch beherzt mit einer klassischen Film-Kamera lomoloslegen.

 

Abgesehen von verrückten/ungewöhnlichen Sonderfunktionen verschiedener Lomo-Kameras (z.B. Sprockets mitbelichten, den gesamten Film als Panorama etc.) büßt ihr ohne Lomo-Kamera meist die Vignettierung, also die dunklen Bildecken und die besondere Wirkung des Objektivs ein (wenn es sich z.B. um eine Plastik-Linse handelt, die einen verträumten Look erzielen kann).

Wenn es euch aber hauptsächlich um die knalligen X-Pro-Farben und Doppelbelichtungen geht, so kann im Prinzip jede Kamera als Lomo-Kamera herhalten.

Knallige Lomo-Farben aufnehmen

 

Die typischen over the top Lomo-Farben erzielen nicht die Kameras, sondern die inneliegenden Filme und ihre anschließende Entwicklung.
Je nachdem, welche Farben ihr haben wollt, müsst ihr euch vorher einen bestimmten Film besorgen. Schaut dafür gerne in meine Film-Übersicht – dort erfahrt und seht ihr, welcher Film welche Farben macht.

Lomography ohne Lomo Kamera Praktica MTL 3 Wittner Chrome 200

 

Diese Filme braucht ihr dafür

 

Die knalligen Lomo-Farben nennt man auch häufig X-Pro oder Cross Process Farben aufgrund der Art wie die Filme dafür entwickelt werden. X-Pro-Farben erzielt ihr nur mit Diafilmen (auch Umkehr-/Slide/E6-Filme genannt). Der Trick dabei ist, diese Filme nach der Belichtung ‚falsch‘ entwickeln zu lassen. Statt wie üblich in E-6 wird der Diafilm in C-41 Chemie entwickelt, wodurch es zu den krassen Farbverschiebungen kommt (erfahrt hier mehr). Wollt ihr z.B.

  • pinke Farben – dann empfehle ich euch einen Fujichrome Velvia 100(F), Fujichrome Astia oder Fujichrome Sensia 100 (wobei von denen auch mal einer grün ausarten kann)

 

 

 

  • blaue Farben – wenn ihr Glück habt, wird der Precisa CT 100 in der Cross-Entwicklung eher blau, der Kodak Ektachrome 100 (zumindest der alte) hat in der Regel einen blauen Touch

 

 

  • grün-gelbe Farben – Filme wie der Lomo X-Pro Slide 200 / Rollei CR 200 und Wittner Chrome 200 gehen zwar ebenfalls in Richtung grün, sind aber gelbstichiger und haben dieses Leuchten im Bild (mag ich!)

 

 

Ihr legt euren Film der Wahl in eine beliebige Film-Kamera und belichtet ihn normal (bei gutem bis sehr gutem Wetter gerne eine Stufe unterbelichten, also z.B. den Lomo X-Pro Slide 200 auf Iso 400 usw.), da Diafilme in der Cross-Entwicklung zur Überbelichtung neigen.

Wichtig ist nach der Belichtung, dass ihr dem Labor deutlich macht, dass euer Dia-Film in C-41 (statt E6) entwickelt werden soll. Bei Online-Laboren könnt ihr das meistens vorher absprechen oder ausfüllen. Bei der Film-Abgabe in den klassischen Filmtüten (z.B. in Drogerie-Märkten) empfehle ich neben der Notiz unter „Sonderwunsch“ einen zusätzlichen Zettel mit dem Hinweis „Bitte in C-41 entwickeln“ in die Tüte zu legen oder direkt an den Film zu kleben.

Der Film wird dann vom Labor wie erwähnt in der ‚falschen‘ Chemie entwickelt und ihr seht die knalligen Lomo-Farben im Ergebnis. Mehr hat es mit dem mysteriösen X-Pro übrigens nicht auf sich 😉

Lomography ohne Lomo Kamera Praktica MTL 3 Lomography X-Pro 200

 

Mit den Filmen Redscale, LomoChrome Purple & LomoChrome Turquoise könnt ihr farblich natürlich ebenfalls wunderbar ausrasten. Bei diesen Filmen handelt es sich allerdings nicht um Dia-Filme und sie können ganz normal entwickelt werden (statt X-Pro).

 

Doppelbelichtungen machen

 

Das Besondere an den meisten Lomo-Kameras ist, dass sie einem die Doppelbelichtung ungemein erleichtern. Man drückt den Auslöseknopf entweder mehrfach (bei ’normalen‘ Film-Kameras gibt es i.d.R. eine Sperre, die das doppelte Auslösen verhindert) oder es gibt einen extra MX-Knopf, den man drückt und der den Auslöseknopf sofort wieder freigibt.

Lomography ohne Lomo Kamera Ektachrome 100

Aber nur weil diese Funktion bei klassischen Film-Kameras nicht vorgesehen ist, heißt das nicht, dass man keine Doppelbelichtungen machen kann. Hier habe ich schon mal ausführlich die wichtigsten Kniffe aufgeschrieben, eine kurze Zusammenfassung daraus:

Rewind-Knopf drücken

 

Bei mechanischen Kameras den Rückspul-Knopf an der Unterseite gedrückt halten während man das Transporträdchen oder den Hebel spannt, um den nächsten Schuss freizugeben. Aber Achtung: diese Methode macht in den seltensten Fällen saubere Doppelbelichtungen.

 

Film-Doppel

 

Bei dieser Methode belichtet man den gesamten Film doppelt (statt eine Auswahl von Bildern). Hierfür legt man den Film ein, belichtet ihn komplett, spult ich nicht ganz zurück (falls doch hilft ein Filmrückholer), legt ihn erneut in die Kamera und belichtet ihn ein zweites Mal. Um Bild-Überlappungen bei dieser Methode zu vermeiden und wirklich Frame auf Frame zu erhalten, lohnt es sich, den Film beim 1. Einlegen zu markieren und den Spannhebel oder das Transporträdchen auf Anschlag  zu haben, um es beim 2. Einlegen gleich zu tun.

Nicht vergessen: Die Lichtmenge verdoppelt sich bei jeder Art der Doppelblichtung. Daher lieber unterbelichten, damit die Kontraste der zweifachen Belichtung schön hervortreten können.

 

Doppelbelichtung programmieren

 

‚Neuere‘ Film-Kameras, wie die analoge Canon EOS-Serie, wurden mit kleinen Displays ausgestattet, mit dem man ISO, Zeit, Blende etc. per Knopfdruck einstellen kann. Oft kann man hierüber auch die Mehrfachbelichtung als Funktion unter ‚P‘ aktivieren. Bei meiner EOS 3000N verdopple ich vor jeder Mehrfachbelichtung die ISO, drehe dann das Rädchen auf ‚P‘ wie Programm und stelle im Display die gewünschte Zahl ein, also wie oft ich das Bild belichten will (klassisch zweimal).

 

Noch mehr Lomo

 

Noch mehr Tipps und Tricks findet ihr auf meinen Seiten für X-Pro und Doppelbelichtungen. Teilt auch gerne eure Erfahrungen und Kniffe in den Kommentaren 🙂

 

Alle Bilder wurden mit verschiedenen originalen Film-Kameras aufgenommen, z.B. Canon EOS 3000N, Canon AE-1 Program, Kiev 60 und Agfa Isola I. Infos zum jeweiligen Film erhaltet ihr, wenn ihr über die Bilder streicht.

4 Comments
  • Pasadena85
    Posted at 09:02h, 16 Juni Antworten

    schöner Blogpost! Wittner Chrome habe ich noch nie gehört, muss ich direkt mal recherchieren 🙂
    LG aus Wuppertal

    • Lomoherz
      Posted at 17:48h, 24 Juni Antworten

      Dankeschön! Im Moment ist es leider etwas schwierig, ihn zu bekommen, aber vielleicht legt ihn Wittner ja noch mal auf.
      Es heißt zwar, es wäre der gleiche Film, der auch im Rollei CR 200 und Lomo X-Pro Slide 200 steckt, aber ich finde trotzdem, dass er nochmal etwas anders anmutet. Aber vielleicht liegt dies auch am Labor 😉

  • Anne
    Posted at 11:17h, 16 Juni Antworten

    …da hab‘ ich ja noch ganz knapp den Einzug in die Lomo-Welt geschafft, obwohl sich ja Dianas und meine Wege getrennt haben ^^ ein toller Artikel, in dem sicher viel Arbeit steckt! liebe Grüße!

    • Lomoherz
      Posted at 17:45h, 24 Juni Antworten

      Lieben Dank, Anne 🙂
      Es ging tatsächlich…solche Artikel entstehen, wenn ich völlig digitallos und nur mit einem Notizbuch bewaffnet auf meinem Balkon hin- und herschaukele 😉
      Im Sommerurlaub sitze ich dann am Strand und schreibe einfach drauf los, das passt gut.
      Doppelbelichtungen gab es vor der Lomozeit zwar auch schon, aber ich finde mittlerweile wird es definitiv dieser Kunst-Richtung zugeschoben – herzlich willkommen also in der Lomo-Welt, auch ohne Dramaqueen Diana ;D

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