Lomo-Sternschnuppen

Lomo-Sternschnuppen

Seid ihr bereit? Kamera und Objektiv liegen bereit, das Stativ ist aufgebaut, Thermoschlafsack und -kanne aus der Versenkung des Schuppens geholt? Heute Nacht erreichen wir nämlich den Perseiden-Höhepunkt – ein Meteorstrom benannt nach dem Sternbild Perseus. In keiner anderen Nacht des Jahres werden so viele Sternschnuppen pro Stunde erwartet wie in dieser. Das Wetter spielt schönerweise mit (zumindest hier im Norden) und gibt den Blick in den Nachthimmel frei – auch wenn der momentane SUPER-Mond alles zu überstrahlen droht. Einen Versuch, die Sommersterne die vom Himmel fallen, mit der Lomo einzufangen, ist es trotzdem wert.

Probiert habe ich mich an der Sternenhimmel-Fotografie noch nie, deswegen müssen vorerst diese Platzhalter-Bilder herhalten.

Aber heute Nacht will ich es wagen und ein oder sogar zwei Filme dafür auf den Kopf hauen!

Nur wie geht man Lomo-Sternschnuppen am besten an?

DIE GRUNDAUSSTATTUNG IST NICHT SO SCHWER

Kamera, Film, Stativ und für das Deluxe-Paket noch Graufilter, Fernauslöser, um Vibrationen beim Auslösen zu vermeiden (Selbstauslöser wäre natürlich perfekt, wenn vorhanden) und ordentlich warme Gedanken, denn die beste Chance, viele Sternschnuppen auf einmal zu erwischen und somit den Erfolg zu steigern, tatsächlich eine abzulichten, hat man laut Sternschnuppenexperten wohl zwischen 2 Uhr früh und Morgengrauen, Blick Richtung Osten.

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Aber dann geht sie los, die Grübelei. Abgesehen vom Stativ, bei dem man nicht viel falsch machen kann, und was einfach unabdingbar ist, könnte man bei Kamera und Film theoretisch in alle möglichen Richtungen gehen:

Nehme ich einen Film mit hoher Lichtempfindlichkeit (also hoher ISO, z.B. ab 800) und eine große Blende (kleiner f-Wert)? Oder blende ich voll zu und kann mich mit meinem ISO100 Film vergnügen, wie ich das bei normalem Sternenhimmel machen würde? Länger belichten muss ich ja so oder so. Aber ehrlich gesagt: Nach meiner Recherche im Internet bin ich genau so schlau wie vorher – die einen sagen so, die anderen so. Bleibt also nur noch die eigene, empirische Feldforschung!

Für die zweite Variante plädieren diejenigen, die behaupten, die Sternschnuppenfotografie sei der Sternenfotografie ähnlich, während die andere Partei (nachvollziehbarerweise) entgegenstellt, dass Sternschnuppen ja nur für einen Bruchteil einer Sekunde zu sehen sind und man daher die Sache eher sportlich angehen sollte.

Allerdings: Je mehr ISO, desto mehr Rauschen auf dem Bild, wodurch eine schwarze Nacht auch gerne mal in einem haarigen Grau enden kann.

Ist es euch schon mal gelungen, eine Sternschnuppe auf Papier zu bannen?

KAMERA

Wenn ihr die Wahl habt, würde ich für eine Kamera mit eingebautem oder anschließbarem Weitwinkelobjektiv (niedrige Brennweiten mm-Anzahl) stimmen, schließlich könnte gerade überall am Himmel ein Stern herunterfallen, und wenn ihr ausgerechnet in diesem Moment einen anderen Himmelsauschnitt gewählt habt, wäre das schon ziemlich ärgerlich. Außerdem könnt ihr bei zunehmender Brennweite die Blende nicht mehr so weit öffnen, wenn ihr es mit dieser Variante probieren wollt.

DRUMHERUM

Lichtquellen solltet ihr weitestgehend vermeiden, es sollte also so dunkel wie möglich sein, denn je heller die Umgebung, desto weniger Kontur bleibt für eure Sternschnuppen. Zu den üblichen Verdächtigen zählt nicht nur der Bewegungsmelder vom Nachbarn, sondern auch alle Straßenlaternen in eurem Blickfeld, die allgemeine „Lichtverschmutzung“ der Städte und am schlimmsten – der Mond! Gerade jetzt, wo der SUPER-Mondriese romantisch am Himmel leuchtet besteht die Gefahr, dass er alle Sternschnuppen einfach „wegstrahlt“, dieser schlimme Finger.
Vor künstlichen und natürlichen Lichtquellen sollte man sich also in Acht nehmen – und schlimmstenfalls geschlagen geben… zumindest hat man dann einen Schuldigen, wenn alle Bilder zu hell geworden sind 😉
Wenn ihr Lust oder die Möglichkeit habt, zieht für eine Nacht raus aufs Land, campt auf der nächsten Weide oder verschanzt euch im Maisfeld. Aber ich befürchte auch dort werdet ihr dem SUPER-Mond nicht entkommen…

BELICHTUNG

Wenn man Fotografen nach der günstigsten Belichtungszeit für Sternenhimmel fragt, kommt meistens nur eine Antwort: Länger.

Hm. Und wie lange ist jetzt dieses länger? Ich glaube, sie wollen sich da selbst nicht so richtig festlegen und experimentieren vor Ort mit dem bevorzugten Zusammenspiel aus Blende, ISO und – Zeit.

Im Internet findet man ähnliches, meist mit dem Zusatz: „Da kann man mit der …. DSL ja sehr schön herumspielen“. Ist ja gut, ist ja gut.
In einem Erfahrungsbericht war die Rede von einer halben Minute bei kleiner Blende (großer f-Wert), gerne mehr, denn je länger belichtet wird, desto höher ist die Chance, dass sich in dieser Zeit eine Sternschnuppe auf den Weg macht. Leuchtet ein!
Trotzdem muss man beachten, dass bei einer längeren Belichtung die Sterne anfangen zu wandern. Durch die natürliche Erdrotation hinterlassen sie ihren eigenen „Schweif“, in denen Sterschnuppen unter Umständen verschwinden können. Bei offener Blende (kleiner f-Wert) und hohem  ISO könnte man bei 5 Sekungen Belichtung starten.
Um trotz Stativ Verwacklungen, z.B. beim Auslösen, zu vermeiden, sollte man nochmal den Fernauslöser hervorkramen oder ganz lässig den Selbstauslöser aktivieren (einige alte Kameras haben dafür einen sehr schönen Mechanismus!)

FOKUS

Unendlich. Wenn ihr noch euer Dach oder den Pflaumen-Baum im Vordergrund haben wollt, müsstet ihr für die größtmögliche Tiefenschärfe (bis hin zu den Sternen!) tatsächlich eine kleinere Blende wählen. Falls ihr eine Kamera mit Autofokus habt, solltet ihr den mal ausnahmsweise auf manuell umstellen 😉

Brixen (16)

LOMO

Aber was mich viel mehr interessiert: Gehen Sternschnuppen auch in Lomo? Wenn man beim Prinzip kleine Blende + geringer ISO-Film bleibt, hätte man ja theoretisch schon mal gute Voraussetzungen für ein paar X-Pro Bilder der Nacht. Aber was wird aus den Konturen, die beim Crossen ja gerne mal grenzwertig erscheinen? Wird man statt einer Sternschnuppe nur einen hellen Fleck sehen?

Und wie schön ich mir Doppelbelichtungen ausmale! Stellt euch nur mal vor, die doppelte oder dreifache Menge an Sternen und es regnet Sternschnuppen! Wenn die Umgebung schön schwarz ist, wirkt das Ganze auf dem Bild vielleicht sogar noch surralistisch-natürlich! Aber wie viele Portionen Glück man dafür bräuchte, nicht nur beim ersten sondern auch beim zweiten (oder dritten) Mal auslösen genau den richtigen Moment zu erwischen…ein Fall für die LC-Wide, die einen MX-Schalter und den ganzen Himmel im Blick hat und bei der man den ISO-Wert künstlich ordentlich nach oben schrauben kann!

Und so:
Catch a fallen star and put it in your pocket, never let it fade away.

PS: Falls ihr heute schon etwas vorhabt oder der Fernauslöser gerade unauffindbar ist: 1-2 Tage hält der Perseiden-Schauer noch an!

12 Comments
  • Marjorie
    Posted at 06:27h, 12 August Antworten

    Wow, das nenn ich mal einen informativen Artikel mit viel Mehrwert für den Leser … Merci für die Tipps!

    Wir haben gerade unsere Kamera aufgerüstet, denn unser bevor stehender Urlaub geht nach nach Yukon zum Nordlichter schauen. Das Glück und auch das Wetter müssen dann noch mitspielen!

    Glg Marjorie

    • Lomoherz
      Posted at 18:57h, 13 August Antworten

      Hallo Majorie!
      Vielen Dank – freut mich sehr, wenn er noch den ein oder anderen Tipp bereithält 🙂
      Und wie gerne ich mit dir tauschen würde, wow! Geht es von dort aus noch weiter? Ich wünsch euch ganz viel Spaß, gutes Wetter – was für eine tolle Reise!!

  • Evelin Bürger
    Posted at 09:08h, 12 August Antworten

    Hallo,
    ich drück die Daumen, dass du schöne Bilder machen kannst. Was für ein Stress bei deinen ganzen Vorüberlegungen, vergiss nicht außer schöne Bildern zu wünschen, bei wenigstens einer deinen Herzenswunsch in Erfüllung gehen zu lassen. Denn dazu sollen die ja hervorragend geeignet sein, außer Du hängst die dann das richtig tolle Fotos an die Wand und kannst dir dann immer, bei Bedarf was wünschen – ist ja vielleicht auch ne Idee.

    • Lomoherz
      Posted at 19:05h, 13 August Antworten

      Hallo liebe Evelin, du hättest gelacht: der eigentliche Stress begann erst, als ich den kleinen aber lebenswichtigen Nübbel von meinem Stativ einfach nicht finden konnte (wer weiß, in welchem Umzugskarton der sich versteckt…). Nach all dieser theoretischen Vorbereitung schien das ganze Projekt also an einem winzigen Detail zu scheitern…. aber ich hatte zum Glück noch ein Mini(!) Stativ, haha 😉 Mal sehen, ob es damit geklappt hat…
      Aber deine Idee ist sowie so die beste – warum sich die Nacht um die Ohren schlagen, wenn man Bedarfs-Fotos an der Wand hängen hat 😀

  • Fee ist mein Name
    Posted at 10:46h, 12 August Antworten

    Großartige Idee und sehr informativer Post. Ich schlafe zwar lieber, bin aber sehr auf deine Ergebnisse gespannt :)!

    • Lomoherz
      Posted at 19:07h, 13 August Antworten

      Haha, DAS habe ich am Morgen danach auch gedacht 😉
      Ich bin auch ein bisschen gespannt, zumal die Theorie nicht ganz in die Praxis umgesetzt werden konnte 😉

  • Jürgens Fotobox
    Posted at 13:19h, 12 August Antworten

    Das schließe ich mich an, ich bin auch schon sehr gespannt auf deine Ergebnisse. Ich denke jedoch, dass du eine spannende Nacht hattest.

    Viele Grüße Jürgen

    • Lomoherz
      Posted at 19:15h, 13 August Antworten

      Danke Jürgen, die hatte ich auf jeden Fall! „Abgesehen vom Stativ, bei dem man nicht viel falsch machen kann…“ Öhm ja. Wie sich herausgestellt hat, kann sich so ein Projekt ganz schnell in Luft auflösen, wenn man diesen kleinen Nübbel, den man an die Kamera schraubt, verlegt hat 😉 Musste es dann notgedrungen mit einem Mini-Stativ versuchen. Bin sehr gespannt.
      😉
      Hast du schon mal eine Sternschnuppe ablichten können?
      Schöne Grüße,
      Conny

  • Berit
    Posted at 18:15h, 12 August Antworten

    Super, dass du das gemacht hast. Ich wollte auch, aber das Wetter ist gestern und heute abends so richtig doof. Wie ist es denn bei dir gelaufen? Ich bin total gespannt auf deine Bilder:)

    • Lomoherz
      Posted at 19:22h, 13 August Antworten

      Ja, wir hatten echt Glück, der Himmel war so sternenklar wie schon lange nicht mehr!
      Nun ja, sagen wir so – die Praxis kam dazwischen 😀 Ich musste mir spontan ein anderes Stativ suchen, weil an meinem alten der wichtigste Part fehlte, und am Ende nahm ich dann Bilder auf einem 10cm hohen Stativ auf 😉 Bin gespannt, ob da irgendetwas brauchbares dabei ist…

  • Eva
    Posted at 17:03h, 20 August Antworten

    Hast du die Bilder schon entwickelt? Ich bin ja schon mega gespannt auf die Ergebnisse! 🙂
    Liebste Grüße
    Eva

    • Eva
      Posted at 17:05h, 20 August Antworten

      PS: Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich meinen Fernauslöser noch nie verwendet habe… Aber vielleicht jetzt zu Fees Langzeitbelichtungschallenge?

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