Jerry Johnson, 1979: Kamerafilter aus Buchseiten basteln

Kamerafilter

Jerry Johnson, 1979: Kamerafilter aus Buchseiten basteln

{:de}Leute, das hier ist ein echtes Herzensprojekt.
Gut, vielleicht auch deshalb, weil das Resultat meine Erwartungen übertroffen hat… Die Idee stammt vom großartigen sixsixty, der Kamera-Filter aus Buchseiten bastelt und ich dachte mir – hey ich hab Bücher und Öl und Klebestreifen – also los?
Ohne lange zu zögern (sonst hätte ich es nicht übers Herz gebracht), riss ich eine Seite aus einem Buch heraus, tünchte sie großzügig in Raps-Öl und klebte einen Teil davon schließlich in meine La Sardina-Kamera ein. Direkt vor den Film. Klappe zu und los, denn dieser Tag war so blau wie Bridget Jones‘ Spargelcremesuppe.
Ehrlich gesagt hatte ich mir nicht viel erhofft. Ich erwartete irgendwie, dass der ölige Filter beim Transportieren des Films sofort von der Linse rutscht (warum und weshalb in der Anleitung weiter unten), oder dass der Filter nicht genügend Licht durchlässt. Aber ein paar Tage später und ich stand völlig perplex vor der Kühltruhe mit den Hähnchenschenkeln (die steht direkt hinter dem Fotostand).
Gleich seht ihr warum:

 


Völlig berauscht von den Ergebnissen baute ich gleich den nächsten Filter ein und knippste weiter.
Nun ja. Aus diesem Film bekam ich gerade mal 2 oder 3 passable Fotos heraus und meine Euphorie war etwas gedämpft. Meine ursprüngliche Befürchtung wurde hier nämlich wahr. Also lieber bei schönem Wetter und auf keinen Fall drinnen (ohne Blitz) fotografieren, denn sonst kommt wirklich nicht genügend Licht auf den Film…

Oder ihr stellt auf Bulb/Langzeitbelichtung:

Das war’s. Ab sofort bin ich nur noch gefiltert unterwegs 😉


Eine kleine Filter-Bastelanleitung für analoge Kameras

Seite herausreißenSucht euch ein Buch heraus, das ihr vielleicht nicht so pralle fandet, doppelt im Regal stehen habt oder euch nicht gehört ^^ und reißt eine Seite heraus (ein kleines Stückchen reicht aber auch aus, falls ihr es absolut nicht verknusen könnt.)

Legt die Seite oder den Ausschnitt in Öl ein.

Yum – nehmt das Ganze nach einer halben Stunde wieder heraus (Ich war zwischendurch auf Arbeit, aber Zeit spielt hier keine größere Rolle, Hauptsache die Seite ist halb-transparent, wenn ihr sie gegen das Licht haltet).

Streift das überschüssige Öl ab und hängt alles zum Trocknen auf (jetzt nur nicht die Geduld verlieren, das Blatt muss richtig durchtrocknen, sonst rutscht es euch tatsächlich vom Film, oder schlimmer – es gelangt Öl in die Lomo!). Am besten noch mal zwischen 2 Lagen Papier legen, das saugt noch ein bisschen Öl auf (Küchenrolle oder so).

Schnippelt das Blatt zurecht und klebt es kopfüber und spiegelverkehrt in die Kamera, sodass der eingelegte Film später direkt darüber liegt (sonst gibt es verschwommene Bilder). Spätestens hier ist es wichtig, dass die Seite gut durchgetrocknet ist, sonst hält der Klebestreifen leider gar nicht.
Alternativ könnt ihr auch eine Folie für Overheadprojektoren (kennt die noch jemand?!) bedrucken und einkleben (wie im Bild oben). Hält besser und lässt mehr Licht durch, hat aber nicht die Textur einer Buchseite (es sei denn, die druckt ihr auch mit 😉

Voilà!

Viel Spaß damit,

Conny

Hm, wenn ich so darüber nachdenke, ist das irgendwie auch eine Form von Das Buch im Film :){:}{:en}Dear lovers of analogue photography – have you ever tried shooting with a filter inside of your camera? Inspired by sixsixty, I cut out a page of a book and let some oil seep through it to make it semi-translucent. Afterwards I cut it into shape, put it upside down and back-to-front right in front of my 35mm film inside my La Sardina camera and started shooting. The results, however, caught me completely off guard:

 

Ecstatic as I was about the results, I put in a new film and filter and continued shooting. However, I soon realized that you need lots of light, otherwise your pictures will be underexposed:

Or simply opt for bulb exposure:


Instructions

Seite herausreißenChoose a printed piece of paper.

Pour oil over the page or the snippet.

Once it’s semi-lucent (approx after half an hour of soaking), skim off the oil…

… and let it dry (Patience! The page has to be really dry, otherwise your camera will get oily…) Place two sheets of absorbent paper on both sides for thourough drying.

Cut the page into the right shape and tape it with the text upside down into the camera, right beneath the film (otherwise the pictures will be blurry).

Close the lid and voilà!

Have fun! 🙂

Conny

 {:}

27 Comments
  • trashpilotin rueckenwind
    Posted at 11:40h, 26 Mai Antworten

    Sehr schöne Bilder, sehr coole Idee! Mit so Filtern habe ich auch noch gar nichts gemacht, sollte ich mal auf die To Do Liste schreiben, gleich unter „Doubles mit Conny“ 😀

    • lomoherz
      Posted at 12:17h, 29 Mai Antworten

      Uuh, das macht riesigen Spaß 😀 Probier mal!
      Und geht bestimmt schneller als „Doubles mit Conny“, chihi (freu mich drauf!)

  • foster
    Posted at 11:50h, 26 Mai Antworten

    Das arme Buch.
    Aber im Ernst, zu dieser Idee kann ich nur sagen: Neid. Einfach unglaublich.

    • lomoherz
      Posted at 12:22h, 29 Mai Antworten

      Mit Mitleidsbekundungen für das Buch hatte ich gerechnet. Ich bin überrascht, dass es sich in Grenzen hält 😉
      Aber Hand aufs Herz, es tat schrecklich weh…
      Vielen Dank für dein schönes Kompliment!

  • zuckerfrei
    Posted at 12:57h, 26 Mai Antworten

    wow. ich würde sagen: experiment geglückt. auf voller linie

    • lomoherz
      Posted at 12:19h, 29 Mai Antworten

      Danke Dir! Man sollte einfach öfter mit weniger Erwartung an solche Sachen herangehen 😉

  • cd1972
    Posted at 15:20h, 26 Mai Antworten

    Coole Sache, die Bilder sind echt schön!

  • buntscheck
    Posted at 18:42h, 26 Mai Antworten

    Richtig cool!!!

  • twilight
    Posted at 22:36h, 26 Mai Antworten

    Sachen gibt’s, die gibt’s doch eigentlich gar nicht!
    Ich habe mal einen (alten) Filter ganz dünn mit Creme beschmiert. Na ja, ein Hit waren meine Bilder gerade nicht. Wollte es später noch einmal probieren. Ist aber bisher beim „wollte“ geblieben.
    VG Rainer

    • lomoherz
      Posted at 12:26h, 29 Mai Antworten

      Hallo Rainer,
      lustig, von diesem Vaseline Trick habe ich letztens erst zum ersten Mal gehört! Wollte ich demnächst mal ausprobieren, um die Ecken ein bisschen zu blurren. Probierst du es mit aus? 😉
      Schöne Grüße,
      Conny

  • Candeeland
    Posted at 18:12h, 27 Mai Antworten

    Boah. BOOOOAAAAHHHH! Wie toll ist das denn? UNGLAUBLICH SUPER! Das muss ich unbedingt auch mal probieren!!! Danke für dieses grandiose Beispiel. Liebe Grüße, Dee

    • lomoherz
      Posted at 12:27h, 29 Mai Antworten

      Huuuuuiiii, vielen Dank für diese Sonne, die du grad angeknippst hast 😀
      Wie gesagt, die Idee stammt nicht von mir, aber ich finde sie auch ganz toll!
      Mal ausprobieren?
      Liebe Grüße,
      Conny

  • Pik
    Posted at 19:51h, 27 Mai Antworten

    Total coole Idee! Und die blauen Bilder sind wirklich super geworden. (:

    • lomoherz
      Posted at 12:29h, 29 Mai Antworten

      Danke Dir! Ich bin auch echt froh, dass ich so schönes Wetter hatte beim ersten Mal ausprobieren, sonst hätte ich die Idee wahrscheinlich gleich wieder verworfen.
      Filter+strahlendes Wetter=super Lomos 🙂

  • Allyson Mellone
    Posted at 06:56h, 28 Mai Antworten

    I swear, I don’t know how you do it, but you give me such artistic inspiration! These are soooo thought provoking! Please, keep experimenting! 🙂

    • lomoherz
      Posted at 12:36h, 29 Mai Antworten

      Hey Allyson!
      I was wondering, whether you would like them! But to be called an inspiration, sigh…*no, Conny, you’re not letting this go straight to your head* 😉
      I’ll keep experimenting if you do 😉 I think I’ve just started..
      Lots of thanks,
      Conny

      • Allyson Mellone
        Posted at 08:14h, 30 Mai Antworten

        Connie, I really mean it. Your blog entries do get me inspired to think about process differently. To me, analog photography is a very fine skill, one that has an organic experimentation process. I’m to scared of it. I find digital to be more forgiving.

        • lomoherz
          Posted at 16:25h, 30 Mai Antworten

          Thank you.
          I’m always scared of the process. But the excitement and that one perfefct picture outweighs it all. That, too, can be very forgiving.
          🙂

  • Laura
    Posted at 23:38h, 28 November Antworten

    Oh super, das muss ich mir merken und nächsten Frühling mal ausprobieren (im Moment ist ja kein Verlass auf die Sonne…)! 🙂

  • Ms. Coolblue
    Posted at 14:44h, 03 Juni Antworten

    Hallo!
    Die Idee werde ich mir merken.
    Wer eine nicht ganz so schmierige Angelegenheit möchte, kann sich einen beliebigen Text in beliebiger Schrift auf 100gr starkes Transparentpapier drucken. Das gibt es auch in verschiedenen Farben von knallig bis pastellig. Das einfache weiße gibt es in guten Schreibwarenläden als Transparentpaier für technische Zeichner.
    Das Papier zu vorher zu zerknüllen gibt bestimmt auch schöne Effekte.

    LG

  • Pingback:How to MX – Eine Anleitung für Doppelbelichtungen Teil 2 | L o m o h e r z
    Posted at 13:58h, 22 Februar Antworten

    […] oder ausgedruckten Projektor-Folien – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt! Hier und hier erkläre ich euch, wie man ein Buch und ein paar Blitz-Folien zu La Sardina-Filtern […]

  • Anna
    Posted at 18:28h, 22 Mai Antworten

    Was für eine tolle Idee! Ich mache mich gleich mal auf die Suche nach einem Buch…

  • Mörkrum
    Posted at 13:32h, 20 Juli Antworten

    Sehr schöne Ergebnisse.! Muss ich auch unbedingt ausprobieren.

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